Von Heute und Vorvorgestern
Wenn Sie uns heute besuchen, dann sitzen Sie – historisch betrachtet – in einer Webstube (heute die Gaststube) oder gar in einem Stall (Säli). Sie befinden sich also in einem ehemaligen Bauernhaus. Die Schlachtplatte erhalten Sie aus der früheren Scheune, den dazu passenden Baselbieter Wein ebenfalls. Die Tischtücher sind auf der Heubühne gebügelt worden. 1767 sieht die „Reblaube“ also noch ganz anders aus: Es ist ein Bauernhaus. Der zweite Stock fehlt, die Verbindung zum Ökonomiegebäude und den grossen Saal gibt es auch noch nicht. Bis ins vergangene Jahrhundert hinein bleibt das so: es rattert der Webstuhl, es surrt das Garn.
Von Vorgestern
1913 begreift die Familie Brodbeck den Wandel der Zeit als Chance und baut das Bauernhaus zur „Pension Brodbeck“ um. Das Hauptgebäude wird aufgestockt, fünf Gästezimmer entstehen. Die Pension bleibt den auswärtigen Gästen vorbehalten. Doch schon 1922 öffnen Brodbecks die Gaststube auch für die Dorfbevölkerung – das Restaurant entsteht. Die Lampenberger sind wohl trink- und festfreudig: 1935 folgt der nächste Umbau und damit der Saal hinter dem Ökonomiegebäude. 1948 wird die Reblaube auch zum kulturellen Mittelpunkt des Dorfes. Brodbeck verbreitert den Saal und ergänzt ihn um eine Bühne – die Bühne, die den äusseren Rahmen für viele Theatervorstellungen und Konzerte bildet.
Von Gestern
1967 erwirbt Walter Tanner die Reblaube, überlässt sie aber weiterhin dem Wirtsehepaar Rudin-Brodbeck. Noch im selben Jahr erkrankt und stirbt die Wirtin. Walter Tanner übernimmt den Betrieb selbst und übergibt ihn bald an seine Tochter Bethli Heger-Tanner. Die Epoche Heger beginnt. Nüchtern betrachtet sind die ersten Jahre kein Zuckerschlecken: Die Wirtin muss sich durchsetzen, um den Betrieb einen Tag pro Woche schliessen zu dürfen. Ferien sind schwieriger, die Dorfbevölkerung goutiert das zu Beginn nicht. Im Gegenzug werden die Gäste im Winter in die Kälte geschickt – zumindest, was ihre Notdurft betrifft. Das Elektroöfeli auf dem Lauben-WC wird zur wichtigen Errungenschaft. Und auch die Metzgete-Würste bekommen die Kälte zu spüren. Sie werden „durch wirbelnde Schneeflocken zu den Gästen getragen“, wie es ein bz-Journalist so bildlich beschreibt.
Von Heute
Um solchen Problemen zu begegnen, bauen Hegers im Jahre 1984 um. Der Betrieb nimmt seine heutige Form an: ein neues Raumkonzept mit grosser Küche, geräumigem Buffet und „erwärmten“ Toiletten wird umgesetzt. An Stelle eines achten Anstrichs erfahren die Decken der Gaststube und des Säli eine Sandstrahl-Kur – das verrauchte Gelb weicht einem heimeligen Holz. Während des Umbaus wird trotzdem gewirtschaftet: Die Theaterbühne und der Schminkraum werden zur Gaststube bzw. zur 8-qm-Küche umfunktioniert. Die Gäste sitzen in diesem warmen Sommer in der „Parkplatz“-Beiz. Seither sind mehr als zwei Jahrzehnte vergangen; geändert hat sich noch einiges, jedoch nichts von Aussen sichtbares. Die vielen kleinen Änderungen betreffen eher das, was auf Ihrem Teller angerichtet wird. Kommen Sie doch vorbei, probieren Sie und lassen Sie es sich schmecken!
Neue Generation
Seit Januar 2018 befindet sich die Reblaube in einer neuen Generation. Bethli Heger hat das Restaurant Ende Dezember 2017 an Ihren Enkel Patrick Thommen übergeben. Während des Cornona – Lockdowns 2021 wird der altehrwürdige Saal saniert. Die alten Theaterrequisiten müssen einem neuzeitlichen Ambiente weichen, wobei auch einige ehrwürdige Dinge wie der Fischgratboden und die Horger – Glarustische erhalten blieben.
Auch heute noch lautet das Motto „saisonal, regional und gut bürgerlich“. Die diversen Spezialitätenwochen und Anlässe runden das ganze ab.